Heinrich Schöner
(1704 - )
Jois Becker
Caecilia Schümmer
(1704 - )
Eva Maria

Heirat. 27 April 1760, St. Sebastian, Würselen
Gerhard Schöner Anna Maria Beckers
Geburt. 30 April 1730, Haal, Heiliges Römisches Reich
Beruf. Nadler
Tod. 18 August 1805, Haal, Republik Frankreich
Geburt. 21 Februar 1734, Morsbach, Heiliges Römisches Reich
Beruf.
Tod. bevor 1771
Ehegatte: 1, 2

Kinder:
Heinrich Schöner
Catharina Schöner
Johannes Schöner [Zwilling]
Maria Agnes Schöner [Zwilling]

Inhalt * Index * Nachnamen

Geschichte(n):

Das Nadlerhandwerk

Aus den zivilen Personenstandsakten geht hervor, daß meine Vorfahren mindestens ab Gerardo Schöner (geb. 1730) über 100 Jahre im Nadlerhandwerk tätig waren. Dieses Handwerk hat in Aachen und Umgebung über Jahrhunderte eine wichtige Rolle gespielt, lange Zeit war man „Weltmarktführer“. Deutschland zwischen Rhein, Main und Elbe, Frankreich, Spanien, Schweden und Rußland bezogen Aachener Nadelerzeugnisse schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, 1775 wurden Nadeln in den fernen Osten nach Aleppo, Ende des 18. Jhd. nach Italien, Portugal, Türkei und Indien versandt. 

Vom Aussortieren der Nadeln, vom Ausklinken mit Hilfe des kleinen Fingers, rührt das Erkennungszeichen der Aachener, der "Klenkes" her.

Die Anfänge

Mit den Fortschritten, welche die Metallbearbeitung zur Zeit des Beginns der Stadtwirtschaft etwa um 1200 erfuhr, differenzierte sich das Schmiedegewerbe in verschiedene Einzelgewerbe, die mehr und mehr unabhängig wurden. Stecknadler gehörten zur Drahtschmiedezunft, zur Krämerzunft oder auch zur Kupferschlägerzunft. Um 1400 gibt es u.a. in Köln die erste selbständige Stecknadlerzunft. In Aachen, wo die Nadlerzunft später die größte Bedeutung von allen Nadlerzünften des Mittelalters erlangte, werden die Stecknadler erst um 1584 als Zunft erwähnt.

Das wesentlich wichtigere Nähnadlerhandwerk entwickelte sich noch später. Die einzige sichere Nachricht über Nähnadelfabrikation in Aachen während des 16. Jahrhunderts besteht in der Erwähnung einer Aachener Bürgers Hermann Pastor, der 1592 in einem Verzeichnis als „Nenaedler“ aufgeführt wird. Der großen Aachener Stadtbrand 1656 vernichtete viele Dokumente und Urkunden. Doch Belege zeigen um 1600 eine Nähnadlerzunft, die ab 1618 gesichert als selbständige erste Zunft seiner Art existierte. Um 1700 sollen in Aachen 200 Meister 1000 Personen beschäftigt haben. Die „Heimarbeiter“ in der Umgebung sind dort nicht eingerechnet. Um das dritte Jahrzehnt des 17. Jhd. hatte sich das Handwerk bereits auf die zum „Aachener Reich“ gehörigen Dörfer  und auch in Burtscheid und den angrenzenden Jülicher und Spanisch-Niederländischen Gebiete ausgedehnt. Zum Aachener Reich (bis 1798) gehörten neben der Stadt Aachen über 20 Dörfer. Es zerfiel in die Aachener Heide und sechs sogenannte Quartiere: Berg, Haaren, Orsbach, Vaels, Weiden und Würselen, die wiederum aus mehreren Orten/Bauerngehöften bestanden. Die schnelle Entwicklung der Nähnadlerzunft in Aachen wurde begünstigt dadurch, daß die Gegend von der Wirren des 30jährigen Krieges fast ganz verschont blieb. Auch die zahlreichen Zollvergünstigungen, die Aachen in Deutschland und Frankreich hatte, waren förderlich.

 Internationale Abwerbungen

Der gute Ruf verursachte auch Abwerbungen. 1680 und 1708 entwichen der Aachener Meister Jakob Clermont und verschiedene Nähnadelknechte trotz Androhung strengster Strafen nach Nürnberg. Zunächst gelang es dem Aachener Rat Clermont nach Aachen zurückzubringen und zum abschreckenden Beispiel ein halbes Jahr ins Stadtgefängnis zu werfen. 1717 wanderte ein Heinrich von Asten nach Moskau aus, 1720 wird er noch in Moskau bezeugt. Unterhändler von Zar Peter dem Großen hatten ihn geworben. Der Zar war am 25. Juli 1717 nach Aachen gekommen und beim Tuch- und Nähnadelfabrikanten Johannes Adam Clermont abgestiegen. 1718 gingen Johann Schmitz und mehrer Steck- und Nähnadlerknechte nach Schweden.

Umweltschutz

Anfang des 17 Jhd. kam es auch zu den ersten Umweltschutzbestimmungen mit der Folge von Mülltourismus . Der Rat der Stadt beschloß, daß künftig die Abfälle der Nadelfabrikation an abgelegenen Orten außerhalb der Stadt gebracht werden mußten. Bis dahin wurden die Abfälle in die Gassen geschüttet. Als Strafe bei Zuwiderhandlung waren sechs Goldmark oder sechs Wochen im Aachener Grashaus bei Wasser und Brot vorgesehen.

Rauwirker contra Schönwirker

Während sich die Zunft aber von ausländischen (also nicht Aachener Reich) Nähnadlern streng abschloß, anerkannte sie die Arbeit der Reichsbewohner außerhalb der eigentlichen Stadt. Um die Mitte des 17. Jhd. setzte der Übergang vom handwerksmäßigen zum hausindustriellen Betrieb des Gewerbes ein. Das Endergebnis im letzten Viertel des 17. Jhd. war, daß ein Teil der Zunftmeister, die Rauwirker, in ihrer eigenen Werkstätte nur noch die groben Arbeiten an der Nadel in Lohnarbeit machten. Der andere Teil der Zunft, die Schönwirker oder auch Verleger übernahmen das Polieren, Verpacken und den Absatz (Verlegen). Sie stellten im eigenen Betrieb Nadeln her, beschäftigten aber daneben auch andere Meister auf Rechnung. Die Hausindustrie konnte aber erst Platz greifen, als man entgegen den Zunftgrundsätzen die außerordentlich geringe Zahl der Hilfskräfte erweiterte. Auch der kapitalintensive Betrieb von Schauermühlen (Wasserkraftmühlen) zum Polieren - bis ins 19. Jhd. der einzige mechanische Vorgang bei der Nadelherstellung - führte dazu. In der Umgebung der Stadt Aachen war Wasserkraft genügend vorhanden. So setzte im 17. Jhd. allein der Wurmbach auf Aachener und Burtscheider Gebiet 36 gewerbliche Anlagen in Betrieb.

1661 finden wir in Aachen die ersten Klagen der Rauwirker über die Schönwirker. Die Rauwirker siedelten sich mehr und mehr in den um Aachen gelegenen Dörfern an, wo sie billigere Lebensbedingungen vorfanden. Das von ihnen bis auf das Polieren fertig gestellte Erzeugnis wanderte dann in die Scheuermühlen der Verleger, welche ihre Anlagen zum Teil im Hoheitsgebiet der Städte besaßen, zum Teil auch, um behördlichen/zünftigen Einschränkungen zu entgehen, außerhalb dieses Gebietes. Im Aachener Gebiet waren dies um 1744 Würselen, Morsbach, Oppen, Schweilbach, Driesch, Elchenrath, Haaren, um 1751 zusätzlich Eilendorf, Schönforst, Cornelimünster und Heyden.

Durch den Übergang zur Heimarbeit versuchten die Verleger die Preise bei den Heimarbeitern zu drücken. Die starke Beschäftigung ganzer Familien, insbesondere Kinderarbeit, war die Folge. Dazu nutzten sie auch die Möglichkeit, Nadeln von Auswärtigen, die billiger arbeiteten, herstellen zu lassen. Diese waren an keine einengenden Zunftbestimmungen  gebunden. Durch das daraus ausgelöste drohende Auftreten der Rauwirker des Aachener Reiches sah sich der Aachener Rat veranlaßt, 1696 unter Strafe zu verbieten, Nadeln außerhalb der Stadt und des Aachener Reiches machen zu lassen, solange die einheimischen Meister genügend Arbeit liefern konnten. Der Lohn sollte den Meistern nicht mehr in Waren, sondern in barem Geld entrichtet werden. Dies scheint nicht viel bewirkt zu haben. Am 4. August 1739 schloß der größte und mächtigste Nadelfabrikant Cornelius Chorus im Namen der Kaufleute auf Vermittlung des Rates mit Paul Esser als Vertreter der städtischen, sowie Heinrich Pütz aus Schweilbach und Niclas Eichenbüchel aus Morsbach als Vertreter der im Aachener Reich wohnenden Rauhwirker der Zunft einen ähnlichen Vertrag. Danach verpflichteten sich die Kaufleute, den zünftigen Rauwirkern mit Ausschluß aller auswärtigen Arbeiter in allen Nadelsorten gegen Lohn in barem Geld Arbeit zu geben, solange ihnen die Rauwirker genügend Arbeit liefern konnten. Das Arbeitsverbot der Auswärtigen traf am stärksten die Jülicher Untertanen. Die kurpfälzische Regierung beantwortete die Maßnahmen deshalb mit einer Sperrung der Getreidezufuhr aus ihrem Gebiet und beschlagnahmte auf ihrem Gebiet transportierte Aachener Waren.

Dies führte wieder zum Aufweichen der Bestimmungen und Stärkung der Verleger. Unter Mißachtung aller Zunftvorschriften vergaben sie auch an Nichtzünftige im Aachener Reich Arbeit. Dies führte dazu, daß 1744 mindestens 27 nichtzünftige Meister im Reich tätig waren, davon drei in Würselen, sechs in Morsbach, und jeweils einer in Oppen, Schweilbach, Driesch, Elchenrath und Haaren. Der Aufschwung, den der Nähnadelhandel unter den bisherigen größeren Freiheiten von der Zunft genommen hatte, kam aber nicht nur den Kaufleuten zugute, sondern gab auch immer zahlreicheren anderen Bürgern der Stadt ihren Unterhalt, die bei der Schönarbeit beschäftigt wurden. Die Rauwirker standen auf verlorenem Posten, solange sie nicht zu annährend gleichen Preisen wie die Auswärtigen die Nadeln herstellen konnten.

Vorläufer der Krankenkassen

In der älteren Zunftzeit schützten die Zunftgesetze jeden Meister und seine Gesellen, so daß ein sicheres Auskommen gewährleistet war. In der Verlegerzeit schritten die Nadler zur Selbstversicherung. Sie gründeten Unterstützungskassen und Brüderschaften. Diese Kassen wurden die Vorläufer der Arbeiter-Unterstützungskassen und der Krankenkassen. In Würselen treten die Rauwirker 1759 zur Quirinus-Bruderschaft zusammen. (Quirinus war der Schutzheilige der Zunft.) Falls jedoch jemand durch eigene Schuld krank wurde, wurde die Unterstützung verweigert („durch ungebührlich fressen und saufen oder nachtschwärmen“ oder durch ein Unglück nach 10.00 Uhr nachts ohne ausreichende Entschuldigung für ihr Ausbleiben). Hatte man ein Krankheit geheuchelt, mußte die Unterstützung zurück- und eine Strafe gezahlt werden. Bei Verweigerung wurde man aus der Bruderschaft ausgeschlossen.

Kinderarbeit

Kinderarbeit war auch in diesem Gewerbe weit verbreitet. Schon 1736 wurde aus Aachen über die Geschicklichkeit der Kinder berichtet, die mit viel feineren Händen eine viel exaktere Arbeit im Nadelgewerbe als Erwachsene verrichten konnten. 1829 richteten Fabrikanten Fabrikschulen ein, in der die arbeitenden Kinder täglich vier Stunden Unterricht erhielten. 1835 sollen allein in Aachener Fabriken 800 Kinder - teils schon ab 4 Jahre - beschäftigt gewesen sein. Der preußische Staat setzte 1839 das Mindestalter auf 9 Jahre, die Arbeitszeit auf höchstens 10 Stunden täglich fest. 1855 wurde das Alter auf 12 Jahre, die Arbeitszeit auf 7 Stunden beschränkt, daneben allerdings drei Schulstunden. (siehe auch Maria Elisabeth Schöner)

Das 19. und 20. Jahrhundert

1798 wurden die Zunftbestimmungen durch die Franzosen hinweggefegt, die Gewerbefreiheit eingeführt. 1804 besichtigte Kaiser Napoleon Nadelfabriken in Burtscheid. 1806 auf der Pariser Ausstellung wurden die Aachener Nadelerzeugnisse hoch gelobt. Die Kontinentalsperre schaltete die größte, die englische Konkurrenz aus. 1815 kam es zunächst zu Produktionsverschlechterungen, da der französische Markt weitgehend durch hohe Zollschranken wegfiel.

Industrielle, d.h. maschinelle Fertigung von Nadeln setzte in der ersten Hälfte des 19. Jhd. ein, als neue in England entwickelte Maschinen nach Aachen kamen. Ein weiterer Aufschwung erfolgte 1850 durch die einsetzende, massenhafte Verbreitung von Nähmaschinen. Aachener Firmen waren die ersten, die sich diesem neuen Zweig von Nähmaschinennadeln zuwendeten. Nach 1900 kam es zu einem Konzentrationsprozeß, wodurch die `Rheinischen Nadelfabriken AG` zu einem führenden Unternehmen in Deutschland wurde. Während des 2. Weltkrieges wurde viele Maschinen ausgelagert und nach Kriegsende von den Alliierten beschlagnahmt. Die Verknappung vor allem von Nähmaschinennadeln führte kurz nach Kriegsende zu einem Verhältnis von einer Nähmaschinennadel zu einem Ei.

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war geprägt von Unternehmensschließungen bzw. Auslagerungen nach Portugal und Tschechien. Joint Ventures mit japanischen, chinesischen, taiwanesischen, indischen und russischen Unternehmen wurden geschlossen. Nicht mehr Aachener Nadeln, sondern Aachener Nadlerwissen ging in die ganze Welt. 1993 schloß das Unternehmen. „Stephan Beissel sel Wwe & Sohn“ und mit ihr 260 Jahre Aachener Nadelgeschichte.

1998 produzierten in der Aachener Region nur noch drei Nadelfirmen, darunter Singer Spezialnadelfabrik in Würselen. Bezogen auf die Menge an weltweit produzierten Industrie-Nähmaschinennadeln betrug der Anteil dieser Unternehmen immer noch 20 Prozent.

Produktionsstatistik

1760 produzierte bei einer Arbeitszeit von 12 Stunden täglich eine Person 400 Stecknadeln pro Stunde, 1991 bei 7, 4 Arbeitsstunden 214.339 Stecknadeln pro Stunde.

1760 produzierte bei einer Arbeitszeit von 12 Stunden täglich eine Person 148 Nähnadeln pro Stunde, 1991 bei 7,4 Arbeitsstunden 29.955 Nähnadeln pro Stunde.

1860 produzierte bei einer Arbeitszeit von 10 Stunden täglich eine Person 16 Nähmaschinennadeln pro Stunde, 1991 bei 7, 4 Arbeitsstunden 1218 Nähmaschinennadeln pro Stunde.